An der Uni wird Klimaschutz groß geschrieben

Seit einigen Jahren sinkt der Stromverbrauch auf dem Campus der Universität Kiel – und das trotz steigender Studierendenzahlen. Dadurch reduzieren sich auch die CO2-Emissionen. Das Koordinationsbüro für Umwelt- und Klimaschutzaktivitäten „klik – Klima Konzept 2030“ sucht und findet Chancen, um den Universitätsbetrieb ökologisch zu optimieren.

In den eigenen vier Wänden achten viele schon darauf, dass der Kühlschrank nicht zu kalt eingestellt ist und dass bei offenem Fenster die Heizung ausgeschaltet wird. Und das sollten wir auch, denn: Jeder Einzelne trägt mit dazu bei, dass klimaschädliche Treibhausgase emittiert werden – und davon sind wir alle betroffen.

Das Team des klik – klima konzept 2030 der CAU: Dr. Norbert Kopytziok, Stefanie Steinwender, Dominique Jasmin Aichele, Sebastian Starzynski und Nora Nording. (v.l.n.r.)


Auf dem Weg zur Klimaneutralität
Mit dem Koordinationsbüro für Umweltschutz- und Klimaschutzaktivitäten „klik – Klima Konzept 2030“ ist bereits seit 2010 ein Projekt der Kieler CAU aktiv, welches sich an der Universität unter anderem um die Mobilität, die Abfallvermeidung, das Energiesparen und den nachhaltigen Hochschulneubau kümmert. Durch klik soll so langfristig die Klimaneutralität der Universität bis 2030 erreicht werden. Aber was bedeutet das?
Zwischen 2004 und 2012 stieg der Stromverbrauch der CAU kontinuierlich um mehr als drei Prozent pro Jahr an. Gerade moderne technische Geräte benötigen viel Strom. Jeden Monat werden die Zählerstände in den Gebäuden abgelesen, um Tendenzen erkennen zu können.
Dem studentischen Engagement von AStA, Studierenden und Dozenten von 2006 bis 2010 ist es zu verdanken, dass der Grundstein für nachhaltigen Umweltschutz der CAU gelegt wurde. Gemeinsam erarbeitete das Team um Dr. Norbert Kopytziok, Leiter des Koordinationsbüros klik an der CAU, die ersten Klimaschutzkampagnen der Universität und platzierte den Klimaschutz als festen Bestandteil der Hochschulpolitik. Mit der Einführung des Umweltmanagementsystems nach „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS) ist es gelungen, bereits 2014 den Stromverbrauch um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr zu senken. In den Folgejahren konnte der Stromverbrauch weiter gesenkt werden und das trotz steigender Studierendenzahlen. „Die Bundesregierung hat den Beschluss gefasst, bis 2030 die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 90 Prozent zu senken“, sagt Dr. Kopytziok. Das Universitätspräsidium hat 2012 beschlossen, den Universitätsbetrieb bis 2030 klimaneutral zu machen – also keine CO2-Emissionen mehr zu verantworten zu haben.


Mit den Aktivitäten und dem Eifer des Koordinationsbüros klik
positioniert sich die CAU klar für eine Vision, Treibhausgasemissionen soweit zu vermeiden, dass der Universitätsbetrieb bis 2030
weitgehend klimaneutral ist. Doch das Team um die Leitung von
Dr. Norbert Kopytziok leistet auf einer ganzen Reihe von Bereichen Aufklärungsarbeit in Sachen nachhaltiges Verhalten.

Kleine Beiträge für den Umweltschutz
Jeder einzelne könne etwas dafür tun. „Zuhause achtet man mehr darauf, Abfall zu trennen. An der Uni scheint das ein Stück weit egal zu sein“, sagt Kopytziok. Bis zu 30 Prozent des Abfalls könne vermieden werden. Papierhandtücher seien unter ökologischen Gesichtspunkten dabei sogar effizienter als Handtücher oder Trocknungsstationen. Neben der Entwicklung grüner Energiekonzepte von klik stehen weitere Themen wie Mobilität, Abfallvermeidung, dem Erhalt der Biodiversität und nachhaltiger Hochschulbau auf der Agenda zum Klimakonzept 2030.

Mit dem Lastenrad werden kleinere Lieferungen auf dem Campus getätigt

Der Aspekt von Mobilität spielt eine entscheidende Rolle bei klik – und das auf unterschiedliche Weise. Mit dem Campusrad ist bereits 2012 der Versuch unternommen worden, eine Pendelsituation für Studierende zwischen dem Campus am Audimax bis zur Leibnizstraße zu schaffen und so den Bus- und PKW-Verkehr zu entlasten. Nachdem das Rad jedoch nicht in ausreichendem Maße genutzt worden war, ist das Programm eingestellt worden. Mit dem Lastenrad der Uni Kiel sollen kleinere Botendienste geleistet werden. Zustellungen von Paketen werden zunächst zentral von einem Paketdienst angeliefert. Für den weiteren Transport an die Institute kann das Lastenrad als Transportmittel genutzt werden und somit die Nutzung des PKWs ersetzen.
Warum auch nicht? Das Fahrrad ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Nicht umsonst ist Kiel eine Fahrradstadt. Mit den Velorouten sind Verbindungsstrecken von Kieler Stadtteilen bereits in Betrieb genommen worden, welche ohne Ampelschaltungen gerade mit dem Zweirad schnell durchfahren werden. In diesem Jahr ist die bis zur Universität reichende Veloroute 10 von der Stadt fertiggestellt worden. Da der Campus jedoch Privatgelände darstellt, ist die Finanzierung des weiteren Verlaufs der Route auch als solche zu leisten. Das bedeutet, dass das letzte Teilstück der Route 10 quer über den Campus bis zum Musäusplatz von der CAU zu leisten ist. Die insgesamt 1,6 Millionen Euro Baukosten werden mit etwa 1 Millionen Euro aus Fördermitteln des Bundes unterstützt. Wer das Fahrrad als Fortbewegungsmittel nutzt, ob auf kurzen innerstädtischen Wegen oder über lange Strecken, tut nicht nur sich, sondern auch der Umwelt etwas Gutes. Aber wie dürfen wir uns überhaupt noch fortbewegen, wenn wir auf unsere Umwelt achten wollen? Darf ich überhaupt noch in den Urlaub fliegen oder mache ich mich direkt eines Klimaverstoßes schuldig? Bin ich nun allein für den Klimawandel, das Polschmelzen und den Anstieg des Meeresspiegels verantwortlich?

Das letzte Teilstück der Veloroute 10 führt quer über den Campus und wird durch Fördergelder teilfinanziert

Text: Sebastian Schulten
Fotos: Akihiro Yasui, Christine Rogge