Geschafft! Mit Spielköpfe haben Jana und Sam ihre Start-up-Idee erfolgreich in die Tat umgesetzt und engagieren sich aktiv für eine gendergerechte, vielfältige und nachhaltige Welt. Jana hat uns verraten, was ihre Spiele ausmacht, wie es ist, als Frau zu gründen, und welche Tipps sie jungen Menschen mit einer Gründungsidee mitgeben würde.
Das Interview führte Mareike Neumann
FIETE: Wofür steht Spielköpfe?
Jana: Spielköpfe ist unser Spieleverlag, den Sam und ich 2019 gegründet haben. Angefangen hat alles mit dem klassischen Kartenspiel Bube, Dame, König, bei dem wir die Bilder verändert haben. Rund um unsere Spiele betreiben wir darüber hinaus Bildungsarbeit, weil es uns wichtig war, nicht nur ein Produkt zu verkaufen, sondern auch auf all die Themen, die für uns dahinterstecken, aufmerksam zu machen. In Workshops, zum Beispiel mit Schulklassen oder FSJ-Gruppen, diskutieren wir Themen wie Diversität, Frauen in der Gründung oder Stereotype in Bildern.
Was hat euch an den Bildern bei traditionellen Spielkarten-Decks gestört? Was ist bei euch anders?
Vor allem Stereotype in Bildern. Denn sie beeinflussen und prägen unterbewusst unser Denken und Handeln. Daraus leiten wir eine Realität ab. Bei fast allen üblichen Kartenspielen hat der König die höchste Position. Daraus leiten wir vielleicht unbewusst ab: Der Mann ist das stärkere Geschlecht. Außerdem sind alle Figuren weiß und sehen sehr stereotypisch aus. Bei unseren Spielköpfe-Kartenspielen haben wir darauf geachtet, dass möglichst wenig Stereotype abgebildet werden, es Könige und Königinnen auf der höchsten Position gibt und alle Figuren divers aussehen.
Wie habt ihr eure Idee umgesetzt? Was waren eure ersten Schritte auf dem Weg zum eigenen Start-up?
In unserem Masterstudium „Sustainability, Society and Environment“ an der CAU Kiel hatten meine Mitgründerin Sam und ich einen Projektmanagement-Kurs, in dem wir eine Idee selbst umsetzen und ein Konzept dazu erarbeiten konnten. Fast zwei Semester haben wir daran gearbeitet und nach Künstler*innen gesucht. Schließlich haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Unser Ziel waren damals 5.000 Euro, gesammelt haben wir letztendlich 10.000 Euro. So konnten wir uns den Druck der ersten Spielkarten finanzieren. Mittlerweile gibt es unsere Spiele in über 300 Läden deutschlandweit und natürlich auf unserer Website unter www.spielkoepfe.de.
Hat es einen Unterschied gemacht, dass ihr zwei Frauen seid?
Ja, auf jeden Fall! In unserem Unikurs waren wir das einzige rein weibliche Team. Im Vergleich zu den männlichen oder gemischten Teams haben wir mehr Hassnachrichten bekommen. In der Vergangenheit mussten wir uns auch schon sexistische Kommentare anhören und es wurden beispielsweise unsere Figuren oder Frisuren kommentiert. Generell gab es häufig Situationen, in denen wir weniger ernst genommen oder als naiv abgestempelt wurden. Wir hatten immer das Gefühl, wir müssen uns noch mal mehr beweisen.
Bei eurem neusten Produkt geht es darum, was Frauen in unserer Gesellschaft schon erreicht haben. Magst du ein bisschen davon erzählen?
Klar. Das Erfinderinnen Memo haben wir im Mai 2023 in Kooperation mit dem Verein Futur F herausgebracht. Auf insgesamt 48 Karten werden Erfinderinnen und ihre Erfindungen vorgestellt, die Spieler*innen wie beim klassischen Memory paarweise finden müssen. Es sind ganz unterschiedliche Erfindungen dabei wie der Diabetes-Test, der Wirkstoff gegen Malaria, die Taschenlampe, die erste Universität oder die Zentralheizung. Auch Greta Thunberg mit den Fridays for Future ist dabei. Uns ist aufgefallen, dass wir – wenn überhaupt – männliche Erfinder kennen. Aber es gab eben auch ganz viele wichtige Erfindungen von Frauen!
Was würdest du einer jungen Person raten, die eine Gründungsidee hat?
Ideen früh zu testen, vielen Leuten davon zu erzählen und sich Feedback einzuholen. Gleichzeitig ist ein gewisses Selbstvertrauen wichtig. Am Anfang haben uns viele Leute gesagt, das funktioniert nicht, niemand braucht dieses Kartenspiel. Wir mussten uns immer wieder sagen: Wir haben eine gute Idee und wir machen das jetzt! „Trial and Error“ oder „Fake it til you make it“ sind Mottos, die helfen und in denen viel Wahrheit steckt. Wir haben viel ausprobiert und auch krasse Fehler gemacht, aber dann ging es auch irgendwie weiter. Ich würde außerdem raten, ein Auge auf die Work-Life-Balance zu haben. Denn wie das Wort „selbstständig“ schon beinhaltet: Man arbeitet selbst – und ständig (lacht). In der Retroperspektive kann ich trotzdem sagen: Es macht richtig Spaß zu gründen!