Junge Menschen werden händeringend bei den Freiwilligen Feuerwehren gesucht. Kiel und das Umland bilden hier keine Ausnahme. In ganz Schleswig-Holstein gibt es nur vier Berufsfeuerwehren: Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster.
Alle Brände und technische Hilfeleistungen werden außerhalb dieser Städte allein von Freiwilligen Feuerwehren abgearbeitet. Aber auch in Kiel können größere oder viele gleichzeitig auftretende Schadensereignisse nicht allein durch die Kieler Berufsfeuerwehr gemeistert werden. Im Stadtgebiet werden die Beamten der drei hauptamtlichen Wachen daher von zehn Freiwilligen Feuerwehren unterstützt, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind.
Max hat seine Nase schon seit einiger Zeit in seine Bücher gesteckt, da beginnt es plötzlich am Gürtel zu vibrieren. Der Funkmeldeempfänger, zu vergleichen mit einem Pager, signalisiert einen Notfall in der Gemeinde Molfsee. Max liest die Meldung, springt auf und eilt sofort zum Feuerwehrgerätehaus. Dort zieht er sich in Windeseile um und rückt mit den anderen Feuerwehrleuten im Feuerwehrfahrzeug zum Unglücksort aus. Menschen wie Max sind das Rückgrat einer jeden Freiwilligen Feuerwehr. Jung, fit und motiviert – retten, löschen, bergen und schützen sie 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag und tragen so zur Sicherheit aller bei. Das ist auf den ersten Blick nicht so ungewöhnlich, aber Max ist Student. An der TU Hamburg studiert der 24-jährige Bau- und Umweltingenieurswesen im derzeit fünften Semester. Immer wenn er zuhause in Molfsee ist, schaltet er den Funkmeldeempfänger ein und ist somit für Einsätze verfügbar. So wie er machen es derzeit in Schleswig-Holstein etwa 45.000 Menschen. Sie sind bereit einen kleinen Teil ihrer Freizeit der Hilfe an ihren Mitmenschen zu widmen. Wir haben Max und seinen Feuerwehrkameraden Lukas, der im zweiten Semester Agrarwissenschaften an der CAU zu Kiel studiert, gefragt, wie die beiden ihr Engagement mit ihrem Studium unter einen Hut bekommen.
Was schätzt du an dem Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Man kommt mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt und steht füreinander ein. Verlässlichkeit ist oberstes Prinzip. Das gilt auch für Personen, die einem vielleicht nicht so liegen, denn auch mit denen muss man arbeiten und Wege finden. Feuerwehr ist so vielfältig und die Kameradschaft mag ich sehr. Die Freiwillige Feuerwehr ist ein Ehrenamt wo es Sachen gibt, die nicht alltäglich sind und jede/r leistet einen guten Dienst an der Gesellschaft und man tut einfach Gutes.
Wie bekommst du das mit dem Studium zusammen?
Ich denke, dass man das ganz gut mit einem Berufstätigen vergleichen kann. Wenn ich Klausuren habe oder an einem wichtigen Projekt arbeite, dann muss ich das Ehrenamt etwas zurückschrauben, weil ich mich dann eben aufs Studium konzentrieren muss. In solch einem Zeitraum ist dann auch mal nicht so viel Feuerwehr angesagt. Den Abend vor einer wichtigen Klausur schalte ich den Meldeempfänger auch schon mal aus. Ansonsten entscheide ich, je nachdem, welche Art von Notfall anliegt, ob ich mit raus fahre oder nicht.
Was würdest du anderen Studenten/innen sagen, wenn du sie motivieren wollen würdest bei der Feuerwehr mitzumachen?
Einfach mal hingehen, um sich einen Eindruck von der Wehr und deren Tätigkeiten zu verschaffen. Da bekommt man Input und einen Überblick über die Ausbildung. Man kann mit technischem Gerät arbeiten, wo man ansonsten niemals rankommen würde. Auch Führerscheine werden von einigen Gemeinden für Angehörige der Wehren bezahlt. Um das Spektrum und die Menschen dort wirklich kennen zu lernen, empfehle ich aber schon an zwei, drei Diensten teilzunehmen. Im Endeffekt weißt du, dass du etwas Gutes tust. Du lernst neue Leute kennen mit unterschiedlichster Herkunft, Alter und Bildung, die alle an einem Strang ziehen. Daraus können echte Freundschaften entstehen. Man findet eine Menge hilfsbereite Menschen und ein großes Lehrgangsangebot. Das ist alles dabei von Rhetorik über Gewaltprävention und natürlich die Lehrgänge, die mit Brandbekämpfung, also den Tätigkeiten bei der Feuerwehr zu tun haben. Man lernt aber auch nicht nur die anderen kennen, sondern kann sich auch besser selbst einschätzen und lernt in Extremsituation zu agieren. Das alles bringt einen auch im Alltag echt weiter.
Wie siehst du deine Zukunft?
Ich werde den Bachelor im Sommer 2020 abschließen. Für meine Zukunft hoffe ich, dass mein zukünftiger Arbeitsplatz mir nach wie vor die Möglichkeit bietet das Ehrenamt weiter fortzuführen – wohin auch immer mich mein beruflicher Werdegang später verschlägt.
Lukas, was schätzt du am Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Ich finde die Kameradschaft toll. Die ganzen Leute da sind einfach eine hilfsbereite Truppe. Die sind mir mittlerweile alle richtig ans Herz gewachsen. Neulich ist einer umgezogen und es sind so viele zum Helfen gekommen, dass jeder nur ein, zwei Kartons zu tragen brauchte, dann war der Umzug schon erledigt. Natürlich ist klar, dass wir kein Schachclub sind, sondern ausrücken, wenn es gilt eine Gefahr abzuwenden. Nach einem Einsatz mit der Bergung eines Toten, bei dem ich dabei war, wurde mir sofort signalisiert, dass ich jederzeit über das Erlebte mit vielen reden könne. Alle stehen zusammen und sind füreinander da. Das finde ich super. Ich muss aber auch zugeben, dass mich die Action auch ein kleines bisschen reizt. Man erlebt immer etwas bei den Einsätzen und auch bei den Diensten wird es nie langweilig. Man lernt immer etwas dazu und das hilft einem in der Zukunft, nicht nur technisch, sondern auch sozial. Schlussendlich ist man in seiner Freizeit für die Mitmenschen da. Das sage ich nicht, weil ich mich höher stellen will, sondern weil es einfach so ist und sich das gut anfühlt.
Wie bekommst du das mit dem Studium zusammen?
Die Feuerwehr kann ich gut mit meinem Studium vereinbaren. Der Dienst ist abends zweimal im Monat. Das ist echt kein Problem. Auch freiwillige Sonderdienste mit speziellen Themen sind oft an Samstagen über Tag oder in der Woche abends, so dass das nicht mit meinen Vorlesungen kollidiert. Wenn man einen Lehrgang besucht – die gehen dann abends über mehrere Tage –, dann ist das natürlich etwas enger und man muss schauen, dass man sich seine Zeit dann besser einteilt. Für den Atemschutzgeräteträgerlehrgang habe ich auf meine Geburtstagfeier verzichtet, was ich aber gern gemacht habe. Auf den Lehrgängen auf Kreisebene lernt man dann auch Kameraden von anderen Feuerwehren kennen und bekommt mit, wie andere das so machen und welche Erfahrungen die bei ihren Einsätzen gemacht haben. Das ist sehr interessant und hat natürlich auch einen starken kommunikativen Aspekt.
Wie würdest du Mitstudenten/innen das Ehrenamt Feuerwehr schmackhaft machen?
Ganz simpel: Freiwillige Feuerwehr ist auf eine gewisse Art eine Familie. Wenn man neu in einer Stadt ist, lernt man dort gleich hilfsbereite Menschen kennen, die einen vorbehaltlos gegenübertreten. Und es macht einfach Spaß Menschen zu helfen und die Kameradschaft zu erleben.
Die Männer und Frauen bei den Freiwilligen Feuerwehren sind keine Helden. Sie sind zwischen 18 und 67 Jahre alt, gut ausgebildet und helfen in ihrem Rahmen und nach ihren Fähigkeiten. Für den Feuerwehrdienst muss man physisch und psychisch geeignet sein und in sinnvoller Entfernung zum Feuerwehrgerätehaus wohnen bzw. arbeiten. Weibliche Kräfte sind mit ca. zehn Prozent unterrepräsentiert – da ist noch viel Luft nach oben. Bei den Freiwilligen Feuerwehren ist es nicht Pflicht an jedem Dienst teilnehmen. Wenn man zwischendurch mal nicht kann, dann ist das kein Problem, vor allem in Zeiten von Klausuren und Semesterferien etc.. Ziel der Mitgliedergewinnung bei den Feuerwehren ist es vor allem die anfallenden Aufgaben auf möglichst viele Schultern zu verteilen, so dass die Last für jeden Einzelnen so gering wie möglich ist. Derzeit haben viele Feuerwehren aber zu wenig Mitglieder, da immer weniger Menschen bereit zu sein scheinen, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Wer Interesse hat und bei einem Dienst in seinem Stadtteil bzw. seiner Gemeinde bei der Freiwilligen Feuerwehr reinschnuppern möchte, der findet in Kiel und direkter Umgebung so einige. Jede Wehr freut sich über neue Gesichter! Versprochen!
In Kiel und im Kieler Umland gibt es folgende Freiwillige Feuerwehren:
Freiwillige Feuerwehren im Kieler Stadtgebiet:
Kontakt & Ansprechpartner ist der Stadtfeuerwehrverband Kiel, der dann den Kontakt zur jeweiligen Wehr herstellt: Stadtfeuerwehrverband Kiel, Diedrichstraße 22, 24143 Kiel, Telefon: (0431) 73 35 93 www.feuerwehr-kiel.de
Kiel-Diedrichsdorf
Kiel-Elmschenhagen
Kiel-Gaarden
Kiel-Meimersdorf
Kiel-Moorsee
Kiel-Rönne
Kiel-Russee
Kiel-Schilksee
Kiel-Suchsdorf
Kiel-Wellsee
Freiwillige Feuerwehren im Kieler Umland auf dem Ostufer:
Kontakt & Ansprechpartner ist der Kreisfeurwehrverband Plön, der dann den Kontakt zur jeweiligen Wehr herstellt: Kreisgeschäftsstelle, Dänenkamp 3, 24211 Preetz, Telefon: (04342) 903 37 20 www.kfv-ploen.de
Boksee
Heikendorf
Honigsee
Mönkeberg
Neu Wittenbek
Pohnsdorf
Schönkirchen
Altenholz (www.feuerwehren-altenholz.de)
Kronshagen (www.feuerwehr-kronshagen.de)
Melsdorf (www.feuerwehr-melsdorf.de)
Mielkendorf (facebook: Feuerwehr Mielkendorf)
Molfsee (www.feuerwehr-molfsee.de)
Ottendorf (www.feuerwehr-ottendorf.de)
Schönkirchen (www.ff-schoenkirchen.de)
Stadt Schwentinental, Ortswehr Klausdorf (www.feuerwehr-klausdorf.de)
Stadt Schwentinental, Ortswehr Raisdorf (www.feuerwehr-raisdorf.de)
Strande (www.feuerwehr-strande.de)