Mit dem Start einer Rakete im Weltraumbahnhof im chinesischen Xichang ist am Freitag, dem 7. Dezember, um 19:23 Uhr mitteleuropäischer Zeit (Quelle: New York Times) eine Sonde zum Mond aufgebrochen. Mit an Bord ist auch ein Strahlenmessgerät von Wissenschaftlern der Kieler Uni.
Als erste Raumfahrtnation will China mit dem Modul Chang’e-4 auf der Rückseite des Erdtrabanten landen. An Bord ist auch ein von Wissenschaftlern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) entwickeltes Strahlenmessgerät. Geplant ist, dass der Rover und der Lander am 3. Januar im von-Karman-Krater im Süden des Mondes aufsetzen. Dort soll das Kieler Experiment mindestens ein Jahr lang die Strahlung und den Wassergehalt des Bodens messen und die Daten zur Erde schicken. Die Erkenntnisse daraus sollen helfen, zukünftige bemannte Mondmissionen vorzubereiten.
Nur rund 13 Monate Zeit hatten Professor Robert Wimmer-Schweingruber und sein kleines Team vom Institut für Experimentelle und Angewandte Physik, um das chinesische Mondlabor mit ihrem Strahlenmonitor zu bestücken. Aber nicht nur der enge Zeitplan machte das Projekt zu einer sportlichen Herausforderung: Nur bedingt konnten die Forscher auf ihre bewährten Designs zurückgreifen, die sowohl im Marsrover „Curiosity“ der NASA als auch in der Raumsonde „Solar Orbiter“ der europäischen Raumfahrtbehörde ESA verbaut sind. Aufgrund von Exportbeschränkungen einiger Bauteile nach China, mussten die Kieler nämlich Komponenten teilweise neu entwerfen. Außerdem soll das Gerät mit neuartiger Technik Wasser unter der Mondoberfläche aufspüren.
Die wissenschaftlichen Daten, die das „Lunar Lander Neutron Dosimetry“ (LND) neben Experimenten anderer internationaler Teams hoffentlich liefern wird, sollen Aufschluss über die Entstehung des Mondes geben. „Für folgende Missionen, bei denen nach über einem halben Jahrhundert wieder Astronauten auf dem Mond spazieren sollen, könnten unsere Messungen überlebenswichtig sein“, sagt der Kieler Projektleiter Dr. Jia Yu. Das LND verfügt über Sensoren, die die besonders gefährliche Neutronenstrahlung messen. Auf dieser Datenbasis könnten schließlich Schutzstrategien entwickelt werden.
Ob sich der intellektuelle Kraftakt gelohnt hat, werden die Physiker der Uni Kiel erst im Januar wissen. Dann wird die chinesische Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes ankommen. „Das Landemanöver ist heikel, denn Chang’e-4 befindet sich dann im Funkschatten des Mondes“, so Professor Wimmer-Schweingruber, der den Start der Rakete in Xichang live erlebte. Mit etwa zwei Sekunden Verzögerung erreichen die Signale der Sonde die Erde, da sie erst über einen Relaissatelliten umgelenkt werden müssen. Für Wimmer-Schweingruber ist die Mission aber schon jetzt erfolgreich: „In diesen turbulenten Zeiten beweisen die chinesischen Kollegen und wir, wie weit wir durch Zusammenarbeit kommen können.“